31. Juli 2020

Die Jugendzeit ist eine ebenso schöne wie schwierige Zeit. Junge Menschen müssen ihren Ort im Leben finden, persönlich, gesellschaftlich und politisch. Pubertät ist, wenn die Eltern komisch werden, ist ein bekannter Buchtitel. Markus C. Schulte von Drach schreibt in seinem Kommentar heute in der Süddeutschen Zeitung (Nr. 175 vom Freitag, 31. Juli 2020, S. 4):

„Die Pubertät ist eine zum Glück vorübergehende Zeit des Wahnsinns. Gerade noch verständige Kinder sind plötzlich impulsiv, irrational, risikobereit.“ – Greta Thunberg war 16, als sie sich allein in Stockholm hinsetzte und anfing, für das Klima zu streiken. Daraus ist eine weltweite soziale Bewegung geworden, die durch die Coronakrise in ihren Demonstrationen ausgebremst wurde.  Nur irrational war das gewiß nicht, denn der Gedanke, warum man in der Schule lernen sollte, wenn man keine Zukunft mehr hat, ist so blöd nicht. Gewiß, er mag ein wenig alarmistisch sein und impulsiv, – jugendzeitgemäß eben – aber auf keinen Fall irrational. Franzsika Giffrey (SPD) und Robert Habeck (GRÜNE) schlagen deshalb vor, junge Menschen ab 16 auch den Bundestag mit wählen zu lassen. Bei Kommunalwahlen dürfen junge Menschen ab 16 bereits wählen. Hier ist der Zugang womöglich leichter, weil die zur Wahl stehenden Personen bekannt sind und im eigenen Lebensumfeld leibhaftig präsent.

Der Kommentar gibt dann auch den Erwachsenen einen mit. „Rationalität kennzeichnet auch das Verhalten der Erwachsenen nicht immer; besonders wenn es darum geht, Klima und Umwelt zu schützen. So bringen Eltern ihren Kindern zwar bei, keinen Dreck im Sandkasten zu hinterlassen. Mit dem globalen Lebensraum der Kinder halten sie es selbst anders. Wieso sollten nur die das Wahlrecht haben, die es zu ihrem kurzfristigen Vorteil nutzen – jene aber nicht, die mit den Konsequenzen zukünftig leben müssen?“

Wie gesagt; Bei der Kommunalwahl dürfen Jugendliche ab 16 wählen. Da die letzte Kommunalwahl im Mai 2014 stattfand, werden auch die 21jährigen zum ersten Mal ihren Bürgermeister wählen dürfen, und die Direktkandidaten für den Gemeinderat in den 13 Wahlbezirken. Meine Tochter z.B. bekam vor kurzem Post und die Einladung zu einem Event mit Diana K. am kommenden Sonntag. „Jugend! Wir sprechen nicht über, sondern mit euch!“

Als Kandidat der Grünen kann ich die jungen Wählerinnen und Wähler nur einladen, an dieser CDU-Veranstaltung teilzunehmen. Denn der Ansatz, nicht übereinander, sondern miteinander zu sprechen, ist gut und zukunftsweisend. Deswegen haben wir Grüne ja auch in der Bahnhofsstraße ein Bürgerbüro eingerichtet und die Aktion „Frag die Grünen“. Wir wollen miteinander reden, uns kennen lernen, hören, was die anderen bewegt. Was ihnen in Kappeln nicht gefällt. Und was sie an diesem Ort schätzen. Was anders werden muß und besser. Ich kann alle, junge und alte Menschen, nur herzlich einladen, mit uns ins Gespräch zu kommen, ebenso wie mit Vertretern der anderen Parteien.

Die Jugend ist allemal eine umworbene Gruppe, auch für die politischen Parteien. Und die Grünen werden an die Erstwählerinnen und Erstwähler Mitte August auch einen Brief schreiben und um unsere grünen Positionen und Programmatik werben. Übrigens: Mann kann auch Mitglied werden bei den GRÜNEN. Auch dafür werbe ich: bei einer politischen Partei Mitglied zu werden und die Politik mit zu gestalten, nicht nur alle vier oder fünf Jahre.

Ich freue mich, dass die DFP nun ebenfalls bei der Kommunalwahl antritt, auch wenn sie nicht alle Wahlbezirke mit einem eigenen Kandidaten besetzen kann. Heute stand in der IVZ ja die Info, das die FDP aktuell 15 eingetragene Mitglieder in Westerkappeln hat (Schwierige Kandidaten-Kür, IVZ  Westerkappeln, vom 31. Juli 2020) . Zehn von Ihnen erklärten sich zur Kandidatur bereit: das sind zwei Drittel der Mitglieder der Liberalen in Westerkappeln. Das ist eine großartige Quote. Anke Beimdiek schreibt: „Parteien geht es nicht anders als Vereinen. Ihnen fehlen die Ehrenamtlichen. Freizeitklubs müssen daraufhin ihr Angebot einschränken“ – politische Parteien leider auch. Wir GRÜNEN sind froh und dankbar, dass im letzten Jahr viele zu uns gestoßen sind, aber es könnten gern noch mehr werden: junge Menschen und auch Frauen. Denn ehrlich gesagt: Ausgerechnet die Grünen in Westerkappeln haben bei den Mitgliedern ein Problem mit der Quote, die bei uns seit 40 Jahren wichtig ist. Darum gibt es einen Mann und eine Frau als Sprecher bzw. Sprecherin des Ortsverbandes und mit Annalena Baerbock und Robert Habeck zwei grüne Vorsitzende.

Also, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger – meine Bitte: Geht zur Wahl am 13. September 2020. Macht von Eurem Wahlrecht Gebrauch! Und wenn Ihr mehr wollt: Tretet einer politischen Partei bei, mischt aktiv mit. Alle Parteien freuen sich auf und über Dich und Sie.

Der Kommentator der Süddeutschen plädiert übrigens für ein Wahlrecht im Bund ab 16. Wenn sie nämlich wählen dürfen, „müssten ihre Sorgen, ihre Wut, ernster genommen werden. Ihre Zahl ist im Vergleich zu den Senioren gering, aber sie könnten jenes Prozent an Stimmen liefern, die Regierungen dazu bringt, den Kampf um die Klimakrise ernsthaft aufzunehmen.“

Die FDP in Westerkappeln tritt übrigens nicht mit einem eigenen Kandidaten für das Bürgermeisteramt an. „Auch eine Empfehlung für einen der drei Bewerber wollen die Liberalen nicht abgeben. ‚Das haben wir unseren Mitgliedern offen gelassen – das muß jeder für sich entscheiden‘, sagte Reinhard Fiedler.“ Gut so. Aber ich würde mich natürlich trotzdem freuen, wenn der eine oder die andere traditionelle FDP-Wähler/in sich diesmal einen grünen Bürgermeister vorstellen könnten und mir ihre Stimme geben. Im Wahlkampf darf man sich ja auch mal was wünschen….

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