25. Juli 2020

Gestern haben wir GRÜNEN Westerkappeln unseren grünen Schirm und Tisch im Ortfeld aufgebaut. Ganz bewußt wollen wir die Außenbezirke wahrnehmen, die sich gelegentlich als abgekoppelt und vernachlässigt wahrnehmen – wie Angelika und Ralf Kümper erzählten, die seit 1972 im Ortfeld wohnen.

Tatsächlich bin ich in den letzten Tagen wieder viel mit dem Rad rumgefahren, urlaubsbedingt nicht nach Büren oder Mettingen zur Arbeit, sondern ich bin in die Außenbezirke gekommen. Westerbeck, Seeste, Düte, Velpe/Hambüren, das Ortfeld, Hollenbergs Hügel, Handarpe – Orte und Namen, die zu Westerkappeln gehören. Wie alle Orte, die sich von einem Zentrum her als „am Rande“ oder „Außen“ bezeichnen lassen müssen, haben diese mit einem Verlust von Infrastruktur zu kämpfen. Früher gab es dort mal einen Laden, vielleicht einen Bäcker o.ä.; heute sind es reine Wohnorte, die immer befürchten müssen, dass z.B. die Schule dichtmacht oder die Kirche sich aus dem Ort zurückzieht – wie in Handarpe. Die Frage, ob und wie oft ein Bus diese Außenbezirke anbindet und ob ein Kindergarten, eine Schule, eine Kirche oder ein Geschäft sich da halten können, ist immer eine Frage der Finanzen und Wirtschaftlichkeit.

Spannend war für mich der Hinweis, dass die Menschen aus dem Bereich Ortfeld und Hollenbergs Hügel zum Einkaufen tendenziell nach Lotte fahren. Durch die Straße, die direkt gen Osten führt, über den ersten Kreisel zum Kreisel Botterbusch nach Alt-Lotte, liegt Lotte ziemlich nah – jedenfalls wenn man mit dem Auto unterwegs ist. Mit dem Fahrrad, so erfuhr ich, kommt man nicht nach Lotte ohne sein Leben zu gefährden.

Ich selbst bin mit dem Fahrrad gekommen, über den Windmühlenhügel und die Hollenbergstraße – die letzten 150 Meter habe ich dann die gefährliche Hauptstraße nutzen müssen. Der Weg mit dem Rad von der Siedlung Haubreede bis ins Ortfeld hat auf dem Hinweg (Gegenwind von Westen) 13 Minuten gebraucht, auf dem Rückweg 11 Minuten. Ich konnte dabei die wunderbare Landschaft genießen mit ihren sanften Hügeln im Süden Westerkappelns. Im Norden ist es dagegen eher die Weite, die fasziniert. Überall aber, ob im Norden und im Süden, fuhr ich durch Mais – immer wieder Mais. Ich fragte mich, wie hoch der Anteil an landwirtschaftlich genutzter Fläche ist, auf der in Westerkappeln Mais angebaut wird. Aber das ist eine andere Frage.

Aus städteplanerischer Sicht ist es spannend, ob und wie man Orte wie das Ortfeld/Hollenbergs Hügel oder auch Velpe/Hambüren lebenspraktisch an den kommunalen Hauptort – also Westerkappeln „Stadt“ bzw. „Zentrum“ anbinden kann. Denn Lotte liegt für die Ortfelder einfach näher, so wie für die Hambürener u.U. Laggenbeck näher liegt als der Ortskern Westerkappelns. Oder für die Seester, die ganz weit im Norden wohnen, Bramsche und für die Westerbecker im Westen Mettingen.

Hier tut sich ein Dilemma auf: alle diese Lebens- und Wohnorte sind lebens- und alltagspraktisch schwer an das Zentrum anzubinden, weil „das Zentrum“ im Bewußtsein weit entfernt ist (umgekehrt ist es genausso). Nur politisch und kommunal ist die Verbindung gegeben, nicht in den tatsächlichen Lebensbezügen. Als Mensch im Kreis Steinfurt aus dieser Gegend kenne ich Steinfurt doch nicht, wenn ich nicht zu irgendeinem bestimmten Amt muß, das dort seinen Sitz hat. Hier zeigen sich die Schwierigkeiten von Flächenkommunen und-kreisen.

Wichtig – so meine Erkenntnis von gestern – scheint mir zu sein, mit den Menschen in den Außenbezirken ins Gespräch zu kommen und mit ihnen zu kommunizieren, wenn`s geht regelmäßig. Mit ihnen muß ehrlich ausgelotet werden, ob ein verbesserter öffentlicher Nahverkehr – z.B. regelmäßige Fahrten des Bürgerbusses – tatsächlich angenommen würde und ob zu  bauende Fahrradewege genutzt werden. Da ich selbst fast nur Fahrrad fahre, kann ich mir ein Urteil über Nutzungsverhalten – meine ich – erlauben. Ich habe als Synodalassessor beruflich oft in Tecklenburg zu tun und nutze den Radweg an der Tecklenburger Straße nach Velpe regelmäßig – mit wenig Begegnungsverkehr. Auf dem Radweg nach Seeste habe ich bis etwas häufiger „Begegnungsverkehr“.

Ich persönlich werbe dafür, dass die jüngeren und körperlich fitten Menschen in den Außenbezirken den Nutzen des Rades für sich entdecken; denn mit dem Rad sieht man auch, wie schön unsere Gegend ist, in der wir leben und wohnen. Auf dem Weg nach „Westerkappeln Süd“ (richtig, aber falsch ; de facto ins Ortfeld) kamen mir am Windmühlenhügel drei Schafe entgegen, die „allein“ unterwegs waren. Hinter der nächsten Kurve war dann ein Mann mit Kind und den anderen Schafen zu sehen, die danach sofort auf den Hof abbogen. Die drei voraus eilenden Schafe hatten offenbar die Abbiegung zum heimatlichen Hof verpaßt – oder wollten einfach mal einen Ausflug machen Richtung „Zentrum“.

Es scheint mir also darum zu gehen, das im Verhältnis von Außen(bezirken) und Zentrum zuerst einmal eine bewußtere und verstärkte Wahrnehmung entsteht, dann ein geregelter Austausch zwischen den Verantwortichen in der Kommunalpolitik und den Bürgerinnen und Bürgern in den Bezirken und dann die konkrete Frage einer besseren Anbindung mit dem Rad und mit dem Bus. – Denn auch das sehe ich natürlich: zur Zeit ist das Auto das, was Verbindung schafft. Verbindung zu Geschäften und zu den Angeboten der „Daseinsvorsorge“, weniger zur Natur. Das wiederum ist schade, weil Autos die Natur belasten und diese (lebens)wichtige Verbindung zur Natur beeinträchtigen, zuweilen zerstören.

Nächsten Samstag bin ich „im Freien“ und zur Natur unterwegs – janz weit draußen zwischen Westerbeck und Seeste, wo Björg Dewert und Karl Robert Wolf die Beziehung zur Natur fördern wollen und pflegen und sie selbst in und mit der Natur bewußt leben – und das Bewußtsein für das Wunder der Natur neu beleben und schaffen wollen – wahrgenommen und ausgezeichnet durch die UN.  

Der Verein „Natur unterwegs“ bietet den Weg „ins Freie“ an: einzigartige Naturerlebnisse in Seminaren, Familienwochenden. Betriebsausflüge und Klassenfahrten. Dr. Karl Robert Wolf hat (neben seinem Beruf als Lehrer in Mettingen) ein Planungsbüro Ökologie und Björg Dewert ist studierte Landschaftsplanerin und ausgezeichnete Fachfrau in Sachen Umweltpädagogik. So viel Kompetenz und Potential „am Rande“ Westerkappelns und doch mittendrin – großartig.

Ich habe viel gelernt in und über Westerkappeln in der letzten Zeit. Und werde weiter zuhören, hinsehen und lernen von Menschen und über Menschen. Das ist einfach nur spanend und schön.

Dank also für die Stunden im Ortfeld gestern Nachmittag – und Christiane Blanke und Angelika Kümper als Grünen-Kandidatinnen in zwei Wahlbezirken für die selbst gebackenen veganen Dinkeltaler. So was von lecker! Und natürlich für den Austausch, die Zeit für Begegnung unter dem grünen Schirm.

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