5. August 2020 5. August 20205. August 2020 Westerkappeln ist keine Stadt. Und es ist auch kein Dorf im klassischen Sinn. Westerkappeln ist eine flächenmäßig gar nicht so kleine Kommune mit einem größeren Ort als Zentrum und vielen kleinen Ortschaften. Dieses im Kern lebenswerte und in den Flächen ringsherum schöne Gebilde (okay: etwas weniger Mais täte der Landschaft gut!) muß erhalten und gestaltet werden. Das ist nicht nur, aber auch Aufgabe der Politik. Denn natürlich müssen alle Menschen mitmachen, wenn das Lebenswerte und Schöne erhalten werden soll für die Zukunft. Was die Zukunft betrifft ist inzwischen klar, dass wir diese Zukunft unter den Bedingungen der Klimaveränderungen angehen müssen. Die Mettinger Grünen plakatieren: „Heute schon das Morgen gestalten“! Dabei trifft die Klimakrise Städte stärker als die Dörfer. In Städten wird es wegen der dichten Besiedlung und der Größe und Vielzahl an versiegelten Flächen infolge der Erderwärmung um einige Grad wärmer als bisher. Wir haben in Westerkappeln mit dem riesigen Parkplatz an der Heerstraße hier zwar aufgeschlossen, aber rundherum gibt es noch Acker. Da Hitzeperioden häufiger werden und dabei sogenannte Hitzeinseln entstehen, ist die Stadtplanung der Zukunft vor große Herausforderungen gestellt. Das allerdings gilt auch für ländliche Räume, weil die Dürre- und Trockenperioden auch zunehmen werden und vor allem die Landwirtschaft vor Existenzprobleme stellen wird. Das bedeutet: Ein großes Umdenken in allen Bereichen ist unausweichlich. Wir als GRÜNE in Westerkappeln verfolgen die globalen Entwicklungen sehr genau und nehmen an, dass sie Auswirkungen auf unseren Ort haben. Deswegen müssen diese Auswirkungen auch für das kleine Westerkappeln mit bedacht und städtebaulich und -planerisch berücksichtigt werden. Was den Ortskern angeht, so wünschen wir Grüne uns, die historische Substanz zu nutzen und den Ortskern wieder zu einem attraktiven Raum für menschliche Begegnungen zu machen. Dazu ein paar sachdienliche Hinweise aus einem Kommentar der Süddeutsche Zeitung von gestern: Es „ist neues Denken gefragt, im Rückgriff auf die Ursprünge. Europäische Städte entwickelten sich um den Dreiklang von Marktplatz, Rathaus und Kirche.“ Wie gesagt: Kappeln ist keine Stadt, aber für den Ortskern gilt diese Beschreibung der Stadtwerdung: Im Ortskern steht die eindrückliche alte Stadtkirche. Sie bildet über 500 Jahre nach ihrer Erbauung immer noch „die Seele“ des Ortes und macht ihn einzigartig und unverwechselbar. So wichtig für die Menschen Aldi und Lidl als Orte des Einkaufens sind; von „Seele“ und „unverwechselbar“ kann hier keine Rede sein. Marktplatz, Rathaus und Kirche „sind auf die eine oder andere Art öffentliche Räume. (…) Das am Gemeinwesen orientierte Stadtzentrum, auf das sich alle Ortsteile ausrichten, ist Kern des europäischen Selbstverständnisses, im räumlichen wie im politischen Sine. Hier liegt die Zukunft der City.“ Das gilt wohl auch für die Zukunft Westerkappelns. Es wäre wichtig, dass die z.T. vom Orts-Kern relativ weit entfernten Ortsteile wie das Ortfeld, Hambüren, Langenbrück, Westerbeck oder Seeste sich als Teile Westerkappelns verstehen, deren Bürgerinnen und Bürger nicht einmal die Woche mit dem Auto zum Einkaufen nach Lotte, Mettingen oder Bramsche fahren. Ökologisch sinnvoler und schöner wäre es, wenn Menschen, die das noch gesundheitlich können, mehrmals die Woche mit dem Rad in den Ortskern fahren, um nach dem Einkauf noch ein Eis zu genießen oder einen Kaffee oder Bier zu trinken auf einem belebten „Marktplatz“, der in Kappeln halt der Kirchplatz ist. Der dritte Faktor im Dreiklang, das Rathaus, wird dann wieder sichtbar eingebunden, wenn es vom Durchgangsverkehr abgekoppelt wird und zusammen mit dem Zugang zum Kirchplatz einen Nebenplatz erhält, der schön gestaltet wird und autofrei ist. Gemeinsam mit dem Zugang zum Café Eden und der viel frequentierten Sparkasse würde hier ein kleiner Platz entstehen, der der Eisdiele und dem Imbiss erlaubt, in den öffentlichen Raum vorzustoßen. „Gemeinschaft entsteht durch Begegnung, und die erschöpft sich nicht im Anstehen vor der Kasse. Behagliche Freiflächen und Grünanlagen (…) sind nötig. Es braucht Ruhepunkte, an denen man (…) einfach nur sitzen, reden, lesen oder im Internet surfen kann, mit kostenlosem Wlan. Die Innenstadt muß bessere Gründe als nur den Konsum bieten, warum man sie besuchen sollte.“ Damit ist eine städtebauliche Perspektive formuliert, die auch für Westerkappeln interessant ist, auch wenn es sich bei unserem Ort nicht um eine Stadt handelt. Denn auch für Westerkappeln gilt, verstärkt durch Amazon und Co: „Die Monokultur des Konsums führte zum Sterben der Innenstädte; jetzt aber sollen Bürgerinnen und Bürger diese für ihre diversen Bedürfnisse zurückerobern.“ (Kia Vahland, Ende der Monokultur, SZ Nr. 178 vom Dienstag, den 4. August 2020, S. 4) Das Projekt „Eden 2020“ reicht in seinen Ursprüngen als Idee ins Jahr 2018 zurück. Es wurde tatsächlich auch durch mich angestoßen, weil ich das Veröden des Ortskerns rund um die Kirche mit dem Leerstand der Geschäfte kaum mehr ertragen konnte und für einen Ort mit historischer Substanz wie Kappeln das gleiche kommen sah, was in Büren (wo ich mich sehr gut auskenne) längst so gekommen ist: die Rückstufung eines einst lebendigen Ortes in eine Schlaf-Vorstadt von Osnabrück. Das wollte ich und wollten bald wir für Westerkappeln verhindern. So kam die Idee des Bioladens als erstes an den Start. Das überaus erfolgreiche Werkstatt-Café im Advent 2019 führte dann zur Umsetzung des Projektes als Kombi aus Laden und Café. Das ist und bleibt ein überparteiliches bürgerschaftliches Projekt, das viele in Westerkappeln mit Interesse und Hoffnung verfolgen – sogar über Kappeln hinaus. (Am 5. September wird eröffnet!) Aus den Erfahrungen, die ich im Rahmen der Planung und Umsetzung des Projektes mit der Kommunalpolitik machen konnte, erwuchs in mir die Bereitschaft, mich politisch zu engagieren und einzubringen, unter anderem um eine städtebauliche Idee und Strategie zu verfolgen, die der Kommentar der Süddeutschen Zeitung als zukunftsweisend angibt. Für diese Idee mußte ich mich, wenn sie politisch umgesetzt werden soll, politisch zuordnen. Das waren dann, biographisch und inhaltlich naheliegend, die GRÜNEN, für die ich als Bürgermeister kandidiere. Das Projekt „Eden 2020“ bleibt wie das Projekt fahrradfreundliches Westerkappeln sowie Energiewende und Nachhaltigkeit ein parteiunabhängiges und überparteiliches Projekt. Diese Differenzierung ist mir wichtig. Im politischen Raum gilt der Wettbewerb der Parteien. Hier geht es bei Wahlen auch um Wahlkampf, und um Profilierung von politischen Positionen. Im öffentlichen Raum des Ortes gilt es, dass alle Bürgerinnen und Bürger diesen Ort für ihre Bedürfnisse zurückerobern. Da geht es darum, dass Menschen an einem Strang ziehen und das Beste für den Ort suchen und wollen, egal in welcher Partei sie mitmachen oder welche sie wählen.