17. August 2020 17. August 202020. August 2020 Natürlich wurde ich nach meinem Urlaub gestern nach den Gottesdiensten angesprochen. „Gut sehen Sie aus auf den Plakaten!“ „Ich wünsche Ihnen, dass Sie zum Bürgermeister gewählt werden! Sie wären ein guter Bürgermeister.“ Aber auch: „Hoffentlich wählen die Westerkappelner Dich nicht; wir wollen dich behalten!“ Ich habe auf solche Befürchtungen hin den Leuten versprochen, dass ich auch für den Fall der Wahl zum Bürgermeister gelegentlich in Wersen und Büren predigen und Gottesdienst halte würde. Ich kann es ja nicht lassen! – Aber so weit ist es noch nicht: noch bin ich nicht Bürgermeister, obwohl ich es gern werden möchte. (Sonst würde ich ja nicht kandidieren). Deswegen freue ich mich auf den Wahltag am 13. September, weil dieser Tag Klarheit schafft: durch die Wählerinnen und Wähler in Westerkappeln. In meiner eigenen Einschätzung bleibe ich dabei: Ich bin als grüner Kandidat der Außenseiter. Und doch wollen die Menschen wissen, wie die Chancen stehen. Und ein Gemeindeglied antwortete auf meine beruhigende Auskunft, dass ich zwar kandidiere, aber es wohl nicht werde: „Da sei Dir mal nicht so sicher.“ Also, die Frage, wer von den drei Kandidaten wie viele Stimmen holen könnte, ist spannend und treibt die Menschen um, nicht nur in Westerkappeln. Und ich sag`s noch mal: Politik darf auch spannend sein und ein Thema von Unterhaltungen. Ich hörte ebenfalls am Sonntag, dass Teile der CDU mit einer Zustimmung für die amtierende Bürgermeisterin von 50 bis 70 Prozent rechnen und von daher nach dem ersten Wahlgang alles klar sei. – Das würde mich dann allerdings doch wundern, zumal die GRÜNEN und viele gesellschaftlichen Gruppen vor 6 Jahren Annette Große-Heitmeyer unterstützt haben. Der Wechsel in der Kommunalpolitik und im Politikstil war damals dringlich. Manche allerdings empfinden es so, dass er nach 6 Jahren wieder dringlich ist und die Zeit für einen weiteren Wechsel im Rathaus gekommen sei. Wie stark dieser Wunsch nach einem Wechsel des Politikstils unter den Bürgerinnen und Bürgern Westerkappelns ausgeprägt ist, kann ich nicht sagen. Das wird sich bei der Wahl zeigen. Wenn man aber bedenkt, dass die Grünen nach Auskunft der Umfragen im Bundesschnitt 18 bis 20 Prozent der Wähler-Stimmen auf sich vereinigen würden, dann könnte eine ähnliche Zahl in Westerkappeln auch möglich sein. Bei der Europawahl waren es z.T. sogar an die 25 Prozent. Und in acht Großstädten in NRW waren die Grünen bei der Europawahl gar stärkste Kraft. Wenn man dann noch die besondere Situation von Westerkappeln als traditioneller SPD-Hochburg berücksichtigt, die 2014 einen Stimmanteil von fast 45 Prozent erreichte, dann scheinen mir 50 bis 70 Prozent für die CDU-Kandidatin recht viel. Und auch das Andere ist und bleibt richtig, was Anke Beimdiek in ihrem Bericht für die IVZ am Samstag geschrieben hat: Wenn man mitmacht bei einem Spiel, dann muß man auch gewinnen wollen. Sonst ist es gegenüber den Mitspielern nicht fair. Ich spiele also mit, weil ich gewinnen will! Demokratie ist nun wahrlich kein Spiel, sondern eine sehr ernste und wichtige Sache, wie man zur Zeit in Belarus sieht. Dort sind Menschen bereit, mit dem Leben zu bezahlen, damit es zu freien, geheimen und fairen Wahlen kommt. – Ich bitte deshalb alle wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürger darum, am 13. September zur Wahl zu gehen. Demokratie lebt von der Beteiligung. Und es wird entschieden über politische Konzepte und über die politische Zukunft Westerkappelns. Es ist nicht egal, wer an der Spitze einer Kommune steht und die Kommunalpolitik mit Impulsen bereichert – oder eben auch nicht. Stefan Kornelius schreibt in der SZ vom Wochenende: „Wahlen sind der Jungbrunnen der Demokratie, (…) Zeit der Abrechnung und der Neukalkulation. Wenn eine demokratische Gesellschaft wählt, dann spürt sie, hoffentlich, den Puls der Zeit. Eine Wahl ist ein elektrisierender Moment (…), sie verabreicht im Idealfall Energie für Aufbruch, Veränderung und Modernisierung.“ (Der menschliche Faktor, Wahlen, in SZ Nr. 187, Seite 4) Es geht also um die Alternative: Weiter so wie in den letzten Jahren oder ein Wechsel: keine Zeit mehr für „weiter so“. Diese Alternative steht zur Wahl. Und die ist, wenn sie frei, fair und geheim ist, immer spannend. „Matthias Jung, Chef der Forschungsgruppe Wahlen, sagt: ‚Das Wählerpotential ist für viele Parteien viel größer als früher.‘ Es gebe kaum noch ideologische Bindungen bei den Wählern, deren Wechselbereitschaft sei prinzipiell hoch. Wenn Jung schätzen soll, wie viele Wähler sich zumindest vorstellen können, zum Beispiel (…) Grüne zu wählen, antwortet er: ‚Bis zu 60 Prozent‘.“ – (Der Nächste. Der Nächste?, Süddeutsche Zeitung Nr. 187 vom 14./15./16. August 2020, S. 6) Nun werden nicht 60 Prozent der Kappelner am 13.9. die Grünen wählen; aber dass sie es sich vorstellen können, dass das also im Bereich der Möglichkeiten liegt, läßt Wahlen offen und spannend bleiben. Deswegen zählt für jede Partei jede Stimme. Und deshalb sollte jede Bürgerin und jeder Bürger der Partei und der Person, der er oder sie vertraut, die Stimme geben. So kommt in einer Demokratie, auch in der Kommunalpolitik, ein Höchstmaß an Legitimation zustande. Wenn die Zahlen der Wahlforscher nur halbwegs stimmen, dann rechne ich mit einer Stichwahl am 27. September. Wer die beiden Kandidaten dann sind? – Keine Ahnung. Aber alles ist möglich. Und das ist gut so, gerade für Außenseiter wie mich. Darum zitiere ich aus dem Grünen Wahlprogramm zur Wahl 2020. Dort steht auf S. V: „Das wichtigste für ein gutes Leben ist ein attraktives und schönes Lebens-Umfeld. Dazu gehören einladende Geschäfte, Cafés, Restaurants, öffentliche Plätze, Kindergärten, Altenheime, Ärzte und Apotheken (…) und Schulen.“ Und auf Seite VIII: „Westerkappeln zeichnet sich durch ein reges Vereinsleben aus. Den Austausch unter den Akteuren zu fördern und Kooperation zu verstärken, ist uns ein wichtiges Anliegen. Wir wollen hier kein Konkurrenzdenken, sondern Kooperation zum Wohle aller Bürgerinnen und Bürger.“ Wer solchen Sätzen zustimmt, der könnte zum Beispiel überlegen, am 13.9. GRÜN zu wählen. Gründe genug gäbe es dafür!