6. August 2020 6. August 20206. August 2020 Nun kommen sie also doch noch: die heißen Tage mit mehr als 35 Grad Hitze. Gott sei Dank hielten sie sich 2020 bei uns in Grenzen. Gefühlt hat es im Juli sogar häufig geregnet; tatsächlich aber war auch der Juli wieder zu trocken. Am extremsten war in diesem Jahr der April. Statt der durchschnittlichen Niederschlagsmenge von 58 Liter pro Quadratmeter gab es im April nur 17 Liter, ein Rückgang um 70 Prozent. „Der Klimawandel sorgt dafür, dass auch hierzulande Wetterextreme zunehmen. Ähnlich wie in Berlin (wo 430 000 Straßenbäume zu vertrocknen drohen), ist es auch in vielen anderen Städten Westeuropas. Lange Dürreperioden, in denen über Wochen kein Regen fällt, nehmen zu. Dazu kommen extreme Hitzetage, die im Besonderen Metropolen zu schaffen machen, weil diese durch den Asphalt die Wärme noch mal potenzieren. Sie mutieren zu Hitzeinseln, wo es mehrere Grad wärmer ist als im Umland. Zusätzlich droht durch den Klimawandel die Zahl der Starkregenfälle zuzunehmen. (…) Und schließlich leidet die Artenvielfalt. Durch den gegenwärtigen Bauboom gerade in den Städten verschwinden die letzten verbliebenen Zwischenräume und Grünflächen unter Beton. Das zerstört Tieren und Pflanzen den Lebensraum und hindert gleichzeitig das Wasser ranar, auf natürliche Weise zu versickern. Bei Starkregenfällen führt das immer häufiger zu gravierenden Überflutungen. ‚Das beeinflußt nicht nur das Leben der Menschen, sondern auch die Wirtschaft‘, sagt Zevenberger“, der in Holland daran forscht, wie wir mit den zunehmenden Wetterextremen umgehen können. („Die Stadt als Schwamm, in Süddeutsche Zeitung Nr. 176 vom 1./2- August 2020, S. 30/31) Ich wiederhole das, was ich gestern schon schrieb: Westerkappeln ist keine Stadt, schon gar keine Metropole. Die Städte trifft der Klimawandel ungleich härter als Kommunen in der Größe Westerkappelns. Aber auch in Westerkappeln nehmen pflegeleichte Stein- und Schottergärten zu. Die neu erbauten Häuser an der Hanfriedenstraße oder an der Neustädter Straße hinter der Bahn haben viele Wohneinheiten und deshalb auch viele Parkplätze. Das bedeutet: Der Boden wird im Verhältnis zur Gesamtfläche des Grundstücks extrem verdichtet und versiegelt. An heißen Tagen wird es dort besonders heiß und heizt auch die Umgebung mit auf. Und wenn es dann gewittert und viel Regen in kürzester Zeit fällt, wird es auch bei uns die Kanalisation nicht schaffen. Das bedeutet; In der Planung müssen wir umdenken und umsteuern. Freie Flächen im Ortsinneren dürfen nicht bis ultimo „nachverdichtet“ werden. Es muß weiterhin freie Flächen und viel Grün geben. Deswegen fordern die Grünen ein begrüntes Dach z.B. auf dem neuen Feuerwehr-Gerätehaus. Das sind keine Spinnereien, sondern ökologische Notwendigkeiten. Es spricht Bände, dass dieser Antrag abgelehnt worden ist von allen anderen Parteien. Hier haben finanzielle Überlegungen den Ausschlag gegeben. Aber Zevenberger sagt: Die Klimakrise wird unabsehbare Folgen für die Wirtschaft haben. Ein ständig überhitztes Gerätehaus im Sommer, das bei Starkregen überflutet wird, ist langfristig nicht günstig. Natürlich ist eine Bausumme von ca. 6 Millionen Euro gigantisch und angsteinflößend, zumal wenn man die Kostenexplosionen bei Bauprojekten dieses Jahres im Bereich der Schulbauten im Hinterkopf hat. Dennoch wäre die Investition von 73 000 Euro für ein Gründach bei der Gesamtsumme an Baukosten eine überaus sinnvolle gewesen. Ein Gründach nachzurüsten ist aus statischen Gründen meistens kaum möglich und bestimmt nicht koste günstiger. Das ist klassisches „altes“ Denken. Ökologische Investitionen werden nicht als auch ökonomisch sinnvoll erachtet, sondern als verzichtbarer Luxus. Die GRÜNEN sind keine weltfremden Spinner mehr. Alle Ökonomen, die schon mal was vom Wert der Umwelt und ihren unbezahlbaren Beitrag zur kostenfreien Bewirtschaftung des Lebensraums Erde gehört haben, rechnen aus, was es kostet, wenn die Ökologie aus dem Ruder läuft und die ökologischen Systeme kippen. Es wird nicht nur teuer, sondern dann ganz und gar unbezahlbar. Den GRÜNEN in Westerkappeln ist eine solche auf alten Gewißheiten fußende Stadtplanung zu riskant. „‘Wir müssen das Thema in die Köpfe kriegen‘, sagt Dara Nickel, ausgebildete Ingenieurin und Stadtplanerin. „Wie ein Schwamm soll (eine Stadt) das Regenwasser nicht mehr in die Kanalsystem fließen lassen, sondern speichern und erst allmählich nach Bedarf wieder abgeben. ‚Die Grundidee ist immer dieselbe‘ sagt Nickel. Regenwasser soll vor Ort gehalten werden, der natürliche Wasserhaushalt gestärkt und daraus Nutzen gezogen werden. (…) Wer aber Regenwasser vor Ort haben will, braucht Grünflächen – ob in Form von Dachgärten oder auch Fassadenbegrünung oder durch bepflanzte Zwischenräume und neue Parks.“ Auf Westerkappeln übertragen bedeutet das: Im extrem verdichteten Ortskern müssen auf den Straßen die Autos zugunsten von Bäumen und Beeten weichen, damit Pflanzen als Schattenspender und Wasserspeicher mehr Raim bekommen, zum Wohle von Menschen und Tieren.