15. Juli

15. Juli

Auch in Westerkappeln reden wir über Verkehrssicherheit. Auch in Westerkappeln sind die Radfahrer die schwächsten und am stärksten gefährdeten Verkehrsteilnehmer. Auch in Westerkappeln würde mehr Radverkehr dem Ort und der Umwelt guttun.

Dazu paßt der Kommentar von Uwe Gebauer in der IVZ von heute – „Frage des Abstands“ (Seite 1): „Die Aufgaben sind klar definiert. In den Verkehrsräumen unserer Städte werden stehende, einparkende und rangierende Autos immer mehr zum Problem. (…) Schwächere Verkehrsteilnehmer werden von stärkeren zum Ausweichen gezwungen.“

Ich fahre oft mit dem Rad über den Parkplatz am Einkaufszentrum Heerstraße. Nun sind in diesem Verkehrsraum Räder gar nicht vorgesehen. Die Fußwege sind sehr schmal und die Autos sind viele. Man konzentriert sich auf den nächsten freien Parkplatz und beim Ausparken darauf, kein anderes Auto zu beschädigen. Als Radfahrer ist allerhöchste Konzentration geboten, damit man nicht -buchstäblich – „aus Versehen“ vom Fahrrad geholt wird. Hier an der Heerstraße ist alles für das Auto hergerichtet. – Schade. Zukunftsweisend ist das nicht. (Ich weiß, dass seinerzeit auch Grüne für dieses Projekt gestimmt haben) Schade.

Klar ist: „Radwege, Parkplätze und Fahrbahnen brauchen Abstand zueinander. Dann führt auch eine unachtsam geöffnete Autotür nicht gleich zum ernsten Unfall. So bitter das manchem aufstoßen mag: Für Distanz und Übersichtlichkeit müssen zwangsläufig manche Parkplätze an Eng- und Gefahrenstellen weichen.“ Es ist wohl so: auch in Westerkappeln müssen wir genau prüfen, wie ein besserer Schutz von Radfahrern erreicht werden kann. Der Verkehrsraum muß neu aufgeteilt werden. Die Richtung ist dabei klar: mehr Raum für Räder! Denn das bedeutet Klimaschutz, Reduktion von Lärm und Abgasen, mehr Lebensqualität.

Eine andere bittere Nachricht fand sich in derselben Ausgabe der IVZ auf Seite 1: „Was in Deutschland lange undenkbar schien, wird jedes Jahr realer: Wasser wird knapp.“ Westerkappeln ist eine Kommune im ländlichen Raum.  Die Deutsche Stiftung Umwelt fordert deshalb ein Umdenken „beim Wassermanagement auf dem Land (… ): Während die Strategie seit Jahrzehnten darin bestand, Wasser möglichst schnell aus der Fläche herauszubringen, müsse es nun darum gehen, Wasser in der Landschaft zu halten“. So seien „die Folgeschäden der Trockenheit für die Landwirtschaft riesig – allein 2018 betrugen sie in der EU (…) 8,7 Milliarden Euro.“

Dazu paßt die Meldung auf der Westerkappeln-Seite, dass Frau Große-Heitmeyer in Düsseldorf war bei der „zuständigen Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz“. Man muß sich den Namen und die Bereiche dieses Ministeriums mal vor Augen führen und auf der Zunge zergehen lassen. Während es ein Ministerium für den Bereich Verkehr gibt, umfaßt dieses Ministerium drei Zukunftsbereiche: Umwelt- und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Hier sind neue Einsichten in die Wertigkeit und Wichtigkeit einzelner Themenfelder wohl einzubringen in die Diskussion über neue Zuschnitte von Ministerien.

Die Diskussion um Wassermanagement in Westerkappeln wurde „allerdings von der Westerkappelner SPD“ angestoßen, schreibt Frank Klausmeyer, als es schon im Februar bei der SPD um Grundwasserqualität ging, „bei des es insbesondere auch um die Nitratbelastung ging.“ Nach den Auskünften der Landesregierung „war in jedem 5. Hausbrunnen im Kreis Steinfurt zwischen 2014 und 2016 zu viel Nitrat im Wasser. Neuere Werte gebe es nicht.“ Das erinnert mich an eine Strategie zu Coronazeiten in anderen Ländern: Wer nicht testet, hat keine Erkrankungen und (keine) Probleme….

Frank Sundermann als regionaler SPD-Vertreter im Landtag kritisierte, dass es „keine aktuellen Zahlen zur Nitratbelastung“ gebe und forderte die Landesregierung auf, Besitzer von Hausbrunnen mit Landesmitteln zu unterstützen und „Fördermöglichkeiten zu schaffen, statt die Menschen mit den Folgen des Klimawandels und der Überdüngung landwirtschaftlicher Flächen alleinzulassen.“

Für Westerkappeln ist diese Problematik brisant: Es wird z.T. intensive Landwirtschaft auf den Flächen hier betrieben und das Grundwasser durch die Landwirtschaft – Stichwort Gülle – belastet. So trägt die Landwirtschaft dazu bei, sich selbst das Wasser abzugraben und zu belasten, das sie unbedingt braucht. Aber nicht nur die Landwirtschaft betrifft das Thema, sondern „Hunderte Haushalte“ in den Außenbezirken Westerkappelns. Von „3172 bebauten Grundstücken in Westerkappeln haben derzeit 2733 einen Trinkwasseranschluß, 439 versorgen sich aus einem Hausbrunnen“.

Der Artikel informiert darüber, dass bereits Ende der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts viele Kommunen Trinkwasserleitungen in die Außenbezirke gelegt haben. „In Westerkappeln gab es jedoch trotz hoher Zuschüsse Widerstand“. Auch Anfang des neuen Jahrhunderts sprach sich der Gemeinderat bei einem neuen Anlauf des Wasserversorgungsverbandes Tecklenburger Land (WTL) „gegen einen flächendeckenden Ausbau von Trinkwasserleitungen im Außenbereich aus“. Wohl auch deshalb, weil man sich vor 10 oder 15 Jahren noch nicht vorstellen konnte, dass (fehlendes) Wasser mal ein Problem hier in der Region werden könnte. „Allein die trockenen Sommer in den Jahren 2018 und 2019 zeigten (laut einer Presserklärung der Bürgermeisterin) deutlich, dass sich die Klimaveränderungen bemerkbar machen und gerade ländlich gelegene Kommunen und deren Bürgerinnen und Bürger Probleme in puncto Wasserversorgung hätten. Einige Brunnen drohten, ganz trocken zu fallen.“ Wollte man das, was in den 80er Jahren und dann noch einmal in den 2000er Jahren in Westerkappeln versäumt worden ist, nachholen, käme man laut „Wtl Geschäftsführer Knipper auf ein Investitionsvolumen von über 11 Millionen  Euro“. Eine solche Summe kann die Kommune nicht stemmen ohne Unterstützung von Land und Bund.

Das alles zeigt: Der Klimawandel wird in seinen Auswirkungen extrem teuer – auch ökonomisch. Das Problem mit dem Wasser zeigt zudem, wie existentiell lebensgefährlich die Klimakrise ist, denn schon Kinder lernen: ohne Wasser kein Leben. Auch deswegen fordern die GRÜNEN schon länger ein Umdenken und Umsteuern in allen Politikfeldern.  Das zentrale Problem ist die Bewältigung des Klimawandels. Dafür sind die Bereiche Energiewende, Verkehrswende und neue Wege in der Landwirtschaft als konsequenter Umweltschutz entscheidend. Das Westerkappelner Wahlprogramm der Grünen zeigt hier klar die Perspektiven auf. Ein „weiter-so“ würde extrem teuer.

Was die derzeitigen Bemühungen um eine Nachbesserung des vormals Versäumten angeht, steht zu lesen: „Mit nach Hause (von Düsseldorf nach Westerkappeln) nehmen konnte die Bürgermeisterin aber nur wenig Konkretes“. Hört sich nicht gut an.

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